Damit Wohnen im Alter in Hanau gelingt
Investor für Steinheim gesucht – Vorbild Mittelbuchen
Studien zu Wohnwünschen im Alter belegen, dass zwei Drittel der Menschen ab 65 Jahren selbständig in einer Wohnung oder einem Haus leben wollen. „Wir bereiten uns schon jetzt darauf vor, indem wir unser Angebotsprofil für die Zukunft schärfen“, betont Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Nach dem Erfolg mit der Seniorenwohnanlage mit Service in Mittelbuchen ebnete der Magistrat den Weg für eine weitere Einrichtung dieser Art in Steinheim.
Das Grundstück neben der Doorner Halle in Steinheim befindet sich in städtischer Hand. Mit einem sogenannten Markterkundungsverfahren, das Ende Februar beginnt, sucht die Stadt nun einen privaten Investor, der ein barrierefreies Haus mit bis zu 30 Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen bauen will. Künftige Nutzerinnen und Nutzer sollen Menschen der Altersgruppe 60 plus sein, die Wohnen im Alter mit Service wünschen, beispielsweise Unterstützung durch einen ambulante Pflegedienst oder Hilfe im Haushalt.
Vorbild für das Bauvorhaben ist die Seniorenwohnanlage in Mittelbuchen, die noch in diesem Jahr bezogen werden soll. Bauherr ist dort die FWD Hausbau und Grundstücke GmbH aus Dossenheim. Die Initiative für dieses Wohnprojekt kam aus dem Stadtteil. Der Ortsbeirat Steinheim ist diesem Beispiel gefolgt. Altersgerechten Wohnraum anzubieten sei eine stadtweite und gesamtgesellschaftliche Herausforderung, der in Zukunft eine noch größere Bedeutung zukommen müsse, so Kaminsky. „Menschen wollen möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung leben, in der sie bekannt und vernetzt sind“, weiß er aus vielen Gesprächen. Selbstbestimmung und Lebensqualität bis in hohe Alter, ein Zusammenwirken von Familie, Nachbarschaft, Dienstleistungen, bürgerlichem Engagement und staatlichen Institutionen stellten das „Idealbild“ einer quartiersnahen Versorgung im Alter dar.
Aktuell gibt es in der Brüder-Grimm-Stadt 1.183 Plätze in Pflegeheimen sowie 452 Plätze mit und ohne Betreuung in Wohnanlagen von kommunalen und freien Trägern. Das Gros der Einrichtungen befindet sich in der Innenstadt. „Zukunftsfähige kommunale Seniorenpolitik bedeutet, schon heute Konzepte für morgen zu entwerfen“, so Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel. In diesem Entwicklungsprozess sei nicht nur die Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern der älteren Generation notwendig, sondern aller Menschen im Quartier, die an einer Generationen übergreifenden Infrastruktur interessiert seien.
„Mittelbuchen hat es vorgemacht“, lobt Kaminsky, „und dabei auch die immer knapper werdenden finanziellen Ressourcen der öffentlichen Hand im Blick gehabt, indem ein privater Investor zur Realisierung gewonnen wurde“. Als zweites Beispiel führt er das gemeinschaftliche Wohnprojekt ILEX des Vereins Zusammen(h)alt in Kesselstadt an.
Vor dem Hintergrund, dass in Hanau wie auch bundesweit die Zahl der Menschen mit Demenz steigen wird, spricht sich der Oberbürgermeister auch dafür aus, in den Stadtteilen Angebote zu schaffen, die Angehörige entlasten. Das künftige Zentrum für Demenz der Vereinten Martin Luther und Althanauer Hospitalstiftung in der Schule am Brunnen in Großauheim, die Tagespflegeangebote in Pflegeeinrichtungen, im Familien- und Generationenzentrum der evangelischen Kirche Steinheim und im Mehrgenerationenhaus Fallbach reichten bei weitem nicht aus, um den zunehmenden Bedarf an ambulanter Betreuung zu decken.