Konversionsentwicklung in Hanau im Fokus
Mehr als zwei Dutzend Fachleute für Stadtplanung und Stadtentwicklung, Beteiligungsmanagement und Wirtschaftsförderung aus ganz Deutschland besuchten jüngst das zweitägige Fortbildungsseminar zum Thema Konversion des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) in Hanau. Ganz nach dem Difu-Motto „Praxis-Wissenschaft- Erfahrungsaustausch“ wurde das Thema unter der Überschrift „Konversionsflächen: Makel oder Anstoß für neue nachhaltige Strategien?“ beleuchtet. Inhaltlich vorbereitet wurde das Seminar vom Difu-Institut gemeinsam mit Dr. Karl-Heinz Dehler vom Stadtplanungsamt, der auch den Einführungsvortrag hielt.
Alle Teilnehmer waren sich einig: Konversionsflächen sind kein neues Phänomen in den Städten, allerdings ein besonders herausforderndes Handlungsfeld. Aktuelle Entwicklungen auf den nicht selten in attraktiver Lage befindlichen Flächen von gesamtstädtischer Bedeutung fordern unter anderem neue Strukturen in den Verwaltungen. Genau diese Fragen haben das Difu und die Stadt Hanau zum Anlass genommen, Konversionsprozesse, Planungsinstrumente und Akteurskonstellationen in den Fokus der Veranstaltung zu rücken.
Im Congress Park Hanau lauschten die Teilnehmer am ersten Tag den Vorträgen zur Entwicklung von ehemaligen Militärflächen, die unter anderem von Stadtentwicklungschef Martin Bieberle, Stadtplanungsamtsleiter Hans-Ulrich Weicker und Axel Kunze, Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehalten wurden. Stadtentwicklungschef Martin Bieberle erläuterte das Organisationsmanagement und wies daraufhin, dass ohne private Investoren viele Ideen nicht realisierbar sind. Auch eine Exkursion zu den Hanauer Konversionsflächen stand auf dem Programm, die den Besuchern aus Kiel, Frankfurt, Duisburg, München, Mannheim, Flensburg, Darmstadt, Schweinfurt, Rostock, Paderborn und weiteren Städten die positive Konversionsentwicklung in Hanau bildlich vor Augen führte.
„Das Hanauer Modell, wie wir es hier gemeinsam mit der Stadt Hanau entwickelt haben, funktioniert vorzüglich“, lobte BImA-Vorstand Kunze. „Es ist ein Vorzeigemodell für alle von der Konversion betroffenen Kommunen!“ Hervorzuheben sei die gute Zusammenarbeit zwischen der BImA als Verkäufer, dem Investor als Käufer und der Stadt Hanau, die die Planungshoheit besitze. „Nur wenn alle an einem Strang ziehen, ist es möglich, Konversion von ehemaligen Militärliegenschaften in dieser Geschwindigkeit voranzutreiben, wie es hier in Hanau geschehen ist“, erläuterte Kunze. Mit Hilfe einer eigens eingerichteten Lenkungsgruppe und dem Setzten von gemeinsamen Zielen sei es gelungen, geeignete Nutzungen und passende Investoren für die Areale zu finden. „Hier hat die Stadt Hanau eine Professionalität an den Tag gelegt, wie wir sie zuvor noch nicht erlebt haben. Daher hat das Konversionsprojekt in Hanau auch eine Leuchtturmfunktion für uns“, so Kunze.
Am zweiten Tag des Seminars berichteten Gastredner aus Tübingen, Nürnberg, Paderborn, Hemer, Darmstadt und Lübeck über die Erfahrungen ihrer Kommunen mit dem Thema Konversion. Hannes Hinnecke, Bürgermeister der Stadt Nürnberg, präsentierte das Thema „Entwicklung findet innen Stadt“. Innenentwicklung sei die Basis der Nürnberger Stadtentwicklung, so Hinnecke, sie stelle seiner Meinung nach sogar das Rückgrat der Nürnberger Stadtentwicklung dar. Aus der Entwicklung vor 20 Jahren in Tübingen hatte Rüdiger Krisch, Gesellschafter, Krisch & Partner Interessantes aus der Erfahrung zu berichten. Der Vortrag von Bürgermeister Michael Esken aus der Stadt Hemer wurde durch die Vorstellung der dortigen Landesgartenschau im Jahr 2010 geprägt. Esken berichtete über die Finanzübersicht der LGS, die städtischen Investitionen und die Inanspruchnahme von Fördermitteln.
Die Difu-Veranstaltung diente auch zum Informationsaustausch. Thomas Jürgen Schellert, Konversionsbeauftragter der Stadt Paderborn, nutzte die Gelegenheit, um nach dem Seminar das technische Rathaus zu begutachten, da Paderborn ebenfalls plane die Stadtverwaltung in einer ehemaligen Kaserne zu etablieren. Wissenschaftliche Vorträge zur Wiedernutzung von Rohstoffen aus Abbruchgebäuden sowie Konversionsbeispiele aus Mittel- und Osteuropa rundeten die Veranstaltung ab.
„Zwei hoch interessante und informative Tage“, befanden die Teilnehmer abschließend. Aus dem Beispiel Hanau und der erfolgreichen Entwicklung von ehemaligen Militärflächen habe man eine Menge lernen können. „Weiter so“ lautete das einstimmige Urteil der Seminarteilnehmer. Stadtentwicklungschef Martin Bieberle freute sich über die Rückmeldungen der Teilnehmer. „Es ist interessant, dass sich die anderen Kommunen mit ähnlichen Fragen und Problemen auseinander zu setzen haben wie die Stadt Hanau. Eine Entwicklung zu Wohnbauflächen ist nicht immer einfach, da diese an besondere formelle und rechtliche Instrumente geknüpft ist.“