Zur Geschichte des Freiheitsplatzes
Blickt man auf den Hanauer Stadtplan, wird dem Betrachter die zentrale Lage des Freiheitsplatzes als Bindeglied zwischen Alt- und Neustadt deutlich. Dabei ist er kein historisch gewachsener Stadtraum, sondern eine Schaffung auf fürstliches Betreiben hin.
Nachdem Ulrich von Hanau für die Altstadt 1303 Markt- und Stadtrechte erhalten hatte, wurde die Siedlung mit einer erstmals 1338 erwähnten Stadtmauer geschützt, der von 1527 bis 1534 eine Befestigung mit fünf Rondellen vorgelagert wurde.
Infolge der Gründung der Hanauer Neustadt 1597 bebauten die Niederländer und Wallonen das Areal südlich der von der Kinzig gespeisten Gräben der Altstadt.
Ab 1767 ließ Erbprinz Wilhelm von Hanau (und zugleich Erbprinz von Hessen-Kassel), die Festungsanlagen zwischen Alt- und Neustadt Hanau niederlegen. Der Stadtgraben wurde zugeschüttet und planiert. Der Graf wollte auf der entstehenden Fläche ein großes Fürstliches Forum für seine Residenzstadt errichten.
Funktional zweigeteilt diente das Areal in der Osthälfte als Paradeplatz für die Soldaten des Erbprinzen. In der westlichen Hälfte wurde der Platz mit Linden bepflanzt und den Bürgern als sogenannte Esplanade zur Verfügung gestellt. Der neue große Manöverplatz unterstrich die Funktion Hanaus als Garnisonsstadt.
Da die Platzfläche nach Westen hin offen war, wurde die Esplanade 1780 an der Westhälfte mit der sogenannten »Gelben Mauer« abgegrenzt, um die Aussicht in die Hintergebäude der Sternstraße, besonders in die Gerbereien zu verhindern. Teile der Mauer wurden zwar im 19. Jahrhundert abgebrochen, sie blieb jedoch bis in die Wiederaufbauzeit die Grenze in der nordwestlichen Ecke des Freiheitsplatzes.
Erst 1825 wurden beide Plätze zu einer großen Platzanlage zusammengelegt. Die Neugestaltungsarbeiten begannen 1825 mit der Fällung sämtlicher in der Allee stehender Lindenbäume und der Entfernung der Eisenketten die die Esplande umgeben hatte und heute noch an der Philippsruher Allee vor dem Schloss Philippsruhe zu sehen sind. Nach der Beseitigung der Platzbegrenzungen wurde der gesamte Platz ringsum mit jungen Lindenbäumen bepflanzt. Darüber hinaus erhielten der westliche und der nördliche Teil noch einige zusätzliche Baumreihen.
In der Namensgebung des Platzes spiegelt sich der Zeitgeist wider: Vom Paradeplatz mit Esplanade zum „Platz der Republik“ (ab 1918 nach der Revolution). Ab 1933 zur Zeit des Nationalsozialismus wurde er wieder „Paradeplatz“. Seit 1946 wird der Platz im Gedenken an die wieder gewonnene Demokratie als Freiheitsplatz bezeichnet.
Eine zweite und dritte Gestaltung des Platzes in Form von architektonischen
Umbauten an den bestehenden Gebäuden folgte in der Mitte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, etwa mit dem Bau des Kaufhauses Wronker, zuletzt Karstadt.
Nach der Zerstörung der Innenstadt Hanaus am 19. März 1945 mutierte die Fläche zu einem großen Parkplatz und Busbahnhof. Im Bombenhagel wurden am Freiheitsplatz sämtliche Gebäude, u.a. auch das Geburtshaus der Brüder Grimm, zerstört.
Nachkriegszeit
Der Freiheitsplatz diente seit 1959/60 als Busbahnhof bzw. Großparkplatz. Seine Gestaltung stellt aufgrund der zentralen Lage, der Bedeutung für den fließenden und ruhenden Verkehr und der Ausmaße von 220 auf 120 Meter die bedeutendste Herausforderung der Stadtplanung dar. Zuvor wurde der Platz häufig für die Hanauer Frühjahrs- und Herbstmessen sowie für Zirkus- und Sportveranstaltungen genutzt.

In seiner gesamten Form spiegelt der Freiheitsplatz das Denken der 1950er Jahre, besonders die Vision eines technisch-modernen Verkehrsknotenpunkts mit Grünflächen, wider. So wurde am Freiheitsplatz in ersten Umrissen ein neues Hanau sichtbar, denn die Gebäude unterschieden sich deutlich von der bisherigen Hanauer Bautradition der Niedrigbauweise.
Nachdem der Wiederaufbau Mitte der 1950er größtenteils abgeschlossen war, hatte sich das Verkehrsproblem nicht gebessert. Zum Verkehrsknotenpunkt der Stadt entwickelte sich der Freiheitsplatz erst nach der Errichtung des Busbahnhofs 1959.
Die Westhälfte blieb bis zur Mitte 1950er Jahre, abgesehen von Märkten und Festen, ohne feste Nutzungsmöglichkeit. 1959 entschied das Stadtparlament mit dem Parkplatzbau zu beginnen.
In den 1960er Jahren bestimmten die Parkplätze und der Busbahnhof das Aussehen des Freiheitsplatzes. Um die Innenstadt attraktiver zu gestalten, beschloss die Stadtverordnetenversammlung 1982 die West- und Südseite des Freiheitsplatzes umzugestalten und vom Verkehr freizuhalten.
Neue Planungen
Bisher gab es verschiedene Versuche und Pläne einer Neugestaltung, die aufgrund von unterschiedlichen Schwierigkeiten nicht umgesetzt wurden.
Für die Bemühungen einer Neugestaltung war der Wettbewerbliche Dialog ein entscheidender Faktor. Beim Wettbewerblichen Dialog handelt es sich um ein europaweites Ausschreibungsverfahren, an dem sich renommierte Büros beteiligt haben. Im Falle des Wettbewerblichen Dialogs sehen die Vorgaben der Stadt Hanau für den Freiheitsplatz als Pflichtaufgaben die Neugestaltung zu einem städtischen Platz mit städtischer Lebendigkeit vor, die Beseitigung des Parkplatzes, die Neuordnung des Busbahnhofs und die Schaffung neuer Nutzungsmöglichkeiten, die einem zentralen Platz gerecht werden.
Quelle: Markus Häfner, Zur Problematik der Gestaltung des Freiheitsplatzes. Eine historische Studie, Hanau 2010