Hanau ist auf einem guten Weg
Fortschreibung des Einzelhandelskonzept bestätigt bisherigen Kurs
„Der Einzelhandelsstandort Hanau ist auf einem guten Weg. Seit 2007 zeichnet sich eine stetige positive Entwicklung ab, die schließlich auch dazu geführt hat, dass wir uns schon heute im regionalen Wettbewerb deutlich stärker positionieren konnten,“ so das erfreuliche Resümee von Oberbürgermeister Claus Kaminsky, nachdem Sebastian Mahrenholz die aktuelle Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes im Magistrat präsentiert hatte. Der Projektleiter der Cima Beratung + Management GmbH (Cima), der bereits bei der ersten Erstellung eines Einzelhandelskonzeptes für Hanau mitgewirkt hatte, war dabei nicht nur auf künftige Chancen und Perspektiven bis 2017 eingegangen, sondern hatte den Abgleich mit früheren Empfehlungen auch genutzt, um den politisch Verantwortlichen der Stadt „hervorragende Arbeit mit Blick auf eine positive Entwicklung des Einzelhandelsstandortes“ zu attestieren. Ähnlich formulierte er auch in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Struktur- und Umwelt mit dem Ortsbeirat Innenstadt am Donnerstag Nachmittag. „Die Herausforderungen, denen sich Hanau künftig stellen muss, sind globale Trends, denen mit gemeinsamen Anstrengungen entgegengewirkt werden muss. Die innerstädtischen Aufgaben wurden in den letzten Jahren jedoch tatkräftig angepackt und an vielen Stellen bereits erfolgreich bewältigt.“
Dies lässt sich auch an konkreten Zahlen belegen. In die Vergleichsbetrachtung zu 2010 fließen nun auch die positiven Auswirkungen der drei großen Neuansiedlungen Postcarré, Kinzigbogen und Argonner Markt ein. Dabei ist den Fachleuten der Cima bei der Beurteilung auch wichtig, dass die Stadt die bereits 2007 erstmals ausgesprochene Empfehlung, den Gleisbauhof nicht zentrenrelevant zu entwickeln, weitgehend umgesetzt hat. Auf diese Weise habe sich der „Kinzigbogen“ zu einem idealen Ergänzungsstandort entfalten können. „Es sind derzeit keine unerwünschten Negativeffekte in der Innenstadt feststellbar“, so das Fazit. Eine sogenannte „Point of Sale“-Befragung mit insgesamt 1.267 Kundinnen und Kunden hat zudem bestätigt, dass das Fachmarktzentrum im Stadtteil Lamboy von den Kunden sehr geschätzt wird. Signifikant sind nach Ansicht der Cima-Fachleute dabei die begleitenden Kopplungseffekte, dank derer 18 Prozent der Befragten vor oder nach dem Einkauf im Kinzigbogen auch ein Geschäft in der Innenstadt ansteuern wollten oder bereits besucht hatten.
Insgesamt hat sich der jährliche Einzelhandelsumsatz seit 2011 spürbar erhöht und liegt mit 645 Millionen Euro deutlich über dem Durchschnittswert vergleichbarer Städte, der bei 563 Millionen Euro liegt. In Hanau ist damit nach einem Tief in 2005 durch umfangreiche Neuprojekte eine deutliche Trendumkehr gelungen.
Auf rund 225.000 Quadratmeter in insgesamt 616 Ladengeschäften beläuft sich die aktive, derzeitige Verkaufsfläche, die sich um rund 15 Prozent in den Jahren seit 2010 die Verkaufsfläche vergrößert hat. Das Cima-Gutachten kommt dabei zu dem Ergebnis, dass mit der Realisierung der bereits beschlossenen Projektentwicklungen hier noch mit einer weiteren Steigerung zu rechnen ist und sich dieser Wer auf mindestens 255.000 Quadratmeter erhöhen wird.
Spürbar aufgeholt hat dabei das Segment Nahversorgung, was auf die Fertigstellung des Postcarrés, des Kinzigbogens und des Argonner Markts zurückzuführen ist. Nach wie vor unterrepräsentiert ist die innerstädtische Leitbranche Textil mit einem Durchschnittswert von 195 Quadratmetern je 1.000 Einwohner. In seiner Funktion als Oberzentrum weist Hanau hier gegenüber dem Vergleichswert von 334 Quadratmetern nicht nur ein qualitatives, sondern auch ein quantitatives Defizit auf. Diesem Manko wird durch die Zunahme der Verkaufsfläche im Forum Hanau sowie einer damit einhergehenden Markendiversifizierung erfolgreich entgegengewirkt.
„Einkaufen wird immer stärker zur eventgeprägten Freiheitgestaltung, deshalb werden die 1a-Lagen der Innenstädte auch weiterhin gute Perspektiven haben“, so die Prognose von Sebastian Mahrenholz. Durch das Forum Hanau sieht der Cima-Projektleiter die Hanauer Innenstadt in einer hervorragenden Ausgangslage, denn diese bietet nach seinen Worten viel Potenzial für die Neukundengewinnung. Der Branchen- und Markenmix korrespondiert gut mit den Bestandsgeschäften. Ausdrücklich begrüßt wurde von den Fachleuten der Ausbau des Segments Mode und Bekleidung zulasten der Elektrobranche.
Eingehend setzen sich die Cima-Gutachter mit dem Marktauftritt des Hanauer Einzelhandels auseinander. Die moderne Warenpräsentation wäre die wichtigste Visitenkarte für den stationären Einzelhandel. Der hier bereits erfolgreich eingeleitete Veränderungsprozess durch Maßnahmen wie das City-Konjunkturprogramm oder die flankierenden Verbesserungsmaßnahmen der Hanau Marketing GmbH zur Qualifizierung der Bestandsverkaufsflächen müsse unbedingt konsequent weiterverfolgt werden, um in der gesteigerten Konkurrenzsituation in der Region bestehen zu können.
Bewährt hat sich nach den Worten der Cima-Gutachter die „Hanauer Sortimentsliste“, die klar regelt, welche Produkte oder Branchen zu den zentrenrelevanten gehören und damit in großflächigem Einzelhandel in der Peripherie nicht angeboten werden dürfen. Der positive Effekt sei eindeutig höher zu bewerten als bedauerliche Abwanderungen in Einzelfällen. Mit einer Verschiebung wurde dennoch auf die veränderten Einkaufsgewohnheiten der potenziellen Kundschaft reagiert: Fahrräder gehören künftig nicht mehr zu den zentrenrelevanten Sortimenten. „Der große Fahrradmarkt bewegt sich in einem anderen Preissegment und spricht damit ein völlig anderes Publikum an, als der eher hochwertige Facheinzelhandel mit seinem kompetenten Beratungsservice,“ beschreibt Mahrenholz die veränderte Situation.
Schließlich greift das Einzelhandelskonzept auch die Bevölkerungsentwicklung auf. Diese musste nach den Erhebungen der Cima in früheren Jahren eher negativ bewertet werden, hat aber dank der Anstrengungen unter anderem bei der Konversionsentwicklung eine Trendumkehr zum Positiven erfahren. „Attraktive Wohnangebote stärken und helfen auch der Innenstadt,“ kommentiert OB Kaminsky und wird in diese Haltung auch von den Cima-Fachleuten bestätigt. Als Teil eines attraktiven Wirtschaftsraumes solle die Stadt ihre Strategie unbedingt weiterführen, da ein Bevölkerungszuwachs auch den städtischen Einzelhandel positiv beeinflussen kann, so das Fazit von Mahrenholz. Trotz der einschränkenden Rahmenbedingungen wie eine hohe Arbeitslosenquote oder die Konkurrenzsituation durch die Zentren des Umlandes sieht die Cima für die Brüder-Grimm-Stadt unter anderem durch das zur Zeit entstehende Forum Hanau und die Potenziale auf den Konversionsflächen eine gute Perspektive für die Siedlungsentwicklung.